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Corona oder nicht – Holz macht stolz

Alle zwei Jahre findet für die angehenden Zimmermänner und Zimmerinnen EFZ im dritten und vierten Lehrjahr im Bildungszentrum Interlaken, Standort Frutigen, der Freizeitberufswettbewerb statt. Die «Hölzigen» stellen eine ihrem Ausbildungsstand entsprechend würdige Arbeit her. Diese Werke werden von einer Experten-Jury, bestehend aus Fachleuten vom Verband, Betrieb und Berufsschule, genau unter die Lupe genommen und nach strengen und fairen Kriterien bewertet.


Ausstellung unter Verschluss

Die Lernenden dürfen ihre Freizeitmodelle normalerweise im ÜK Zentrum Frutigen einem breiten Publikum zeigen und sehen die Werke ihrer Mitlernenden dort zum ersten Mal. Ein gemütliches Beisammensein mit Speis und Trank unter Profis, Holzinteressierten, Familien und Ausbildungsbetrieben. In diesem Jahr fiel der gesellige Teil leider weg und die Ausstellung fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit am Samstag, 1. Mai 2021 statt.


Insgesamt wurden 89 Modelle eingereicht und von 12 Jurymitgliedern, je 6 pro Lehrjahr, bewertet. Willy Matti, Fachlehrer und Berufsverantwortlicher am bzi Holzzentrum hat den Wettbewerb organisiert, durfte aber nicht mitbewerten, da seine Schulklasse Modelle eingereicht hat. «Dieses Jahr haben wir sehr schöne und spezielle Modelle zur Bewertung erhalten. Schade, dass die Jungen ihre Arbeiten nicht einem breiten interessierten Publikum präsentieren durften», meint er und zuckt mit den Schultern «es steckt viel Arbeit, Herzblut und Berufsstolz dahinter. Doch es ist wie es ist und ändern können wir es nicht. Es kommen auch wieder bessere Zeiten». Weiter erklärt Willy Matti, dass es nach wie vor offene Lehrstellen im ganzen Berner Oberland gibt und es wichtig ist, diese zu besetzen. Nur so könne guter Nachwuchs vor Ort ausgebildet werden und später in den Betrieben arbeiten.


Willy Matti unterrichet im bzi und ist Berufsverantwortlicher der Zimmerleute


Jeder Zentimeter zählt

Die 46 Modelle im 3. Lehrjahr und die 43 im 4. Lehrjahr wurden nach folgenden Kriterien bewertet: Fachliche Anforderung und Richtigkeit, Arbeitsaufwand, Exaktheit und Originalität. Die Maximalpunktzahl, die ein Lernender für sein Freizeitmodell erzielen kann, sind 50 Punkte. Diese wurde auch erreicht. Teuscher Manuel aus Boltigen, der seine Ausbildung bei der B. Hauswirth GmbH in Gstaad macht, erzielte die volle Punktzahl und somit den 1. Platz im 3. Lehrjahr mit seiner Brücke im Massstab von 1:15. «Über 500 Arbeitsstunden stecken in diesem Wettbewerbsstück», erzählt der 19-jährige und schaut dabei mit berechtigtem Stolz auf seine Meisterleistung. Warum er eine Brücke gewählt hat, weiss er ganz genau, «die konstruktiven Aspekte einer Brücke sind sehr komplex und haben mich immer schon fasziniert», so Manuel Teuscher. Auf den 2. Platz schaffte es Nicolas von Bergen aus Ringgenberg, gefolgt von seinem Namensvetter Kaufmann Nicolas aus Wattenwil.


Teuscher Manuel mit seinem Gewinnermodel im 3. Lehrjahr.


Der amtierende Schweizermeister bei den Zimmermännern, Nathan Schmid, liess es sich nicht nehmen, auch in diesem Wettbewerb ganz zuoberst auf dem Treppchen zu stehen. Der 19-Jährige, der bei Künzi + Knutti AG Adelboden in der Ausbildung ist, reichte ein sehr anspruchsvolles Schift-Model aus Fichte, Lerche und Eiche ein. «Die Schwierigkeit bei diesem Stück sind die vielen abgeschrägten Kehlklauenschifter, hier muss alles passen, sonst schliessen diese nicht komplett an den Balken», erläutert der Adelbodner fachmännisch. Der junge Lernende im 4. Lehrjahr steht kurz vor der Abschlussprüfung und auch gleich vor der EM-Qualifikation 2022 in Köln. Wir wünschen Nathan Schmid für beides viel Erfolg und drücken die Daumen.

Der Mattner Graf Michael belegte mit seinem Dachstock-Model den 2. Platz, dicht gefolgt von zwei 3. Platzierten, beide aus Steffisburg, Kocher Roman und Koller Lukas.


Nathan Schmid hat sein Gewinnermodel im 4. Lehrjahr perfekt in Szene gesetzt.


Unikate mit viel Leidenschaft

Der Abteilungs- und Standortleiter a. i. in Frutigen, Simon Meyer, ist stolz auf seine jungen Talente. «Es ist schön zu sehen, mit wieviel Leidenschaft jedes einzelne Stück erschaffen wurde, jedes davon ist ein echtes Unikat. Die Herstellung half jedem Lernenden das Gelernte zu vertiefen und zu festigen. Gerade für die Auszubildenden im Abschlussjahr sicher eine nützliche, praxisbezogene Übung für die bevorstehende Prüfung im Juni», so Simon Meyer.


Die Modelle konnten klassenweise und zu fix vorgegebenen Zeiten besichtigt und gleichentags auch wieder abgeholt werden. Bleibt zu hoffen, dass bei der nächsten Ausstellung der harten Arbeit der Zimmerleute wieder etwas mehr Anerkennung gezollt werden kann.



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