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Ich näh die Welt, wie sie mir gefällt

Sugrah H. aus Afghanistan näht ihre ganz eigenen Mund- und Nasenmasken mit viel Herzblut. Bereits einige Mitarbeitende im bzi tragen die selbstgemachten Masken aus angenehm weichem Stoff. Mit kunterbunten Mustern bringen sie eine willkommene Abwechslung in das sonst eher triste schwarz, weiss und hellblaue Bild des Maskenfarbspektrums.


Eine Funktion, viele Namen

Mund-Nasen-Schutz, medizinische Gesichtsmaske, partikelfiltrierende Halbmaske, FFP2, FFP3 mit und ohne Ventil, Stoffmaske, Hygienemaske, Corona-Virus-Schutzmaske, Atemmaske bis hin zum Schlauchschal für Wintersportler. All diese Begriffe und Arten findet man im Internet, wenn man nach dem Wort «Schutzmaske» googelt. Aber der Zweck ist bei allen derselbe: Schutz vor Viren. Lange verpönt, danach schwer zu kriegen und nun nur halb so gut wie angepriesen, eine FFP im Minimum muss es sein und die Millionen von Billigmasken aus Asien werden in den Keller verbannt. Auf weitere Masken-Erfindungen und Features müssen wir wohl nicht lange warten. Der Markt boomt.


Nähkunst aus einem Krisengebiet

Einige eifrige Geschäftsleute wurden mit Masken neureich und konnten aus der Krise profitieren. Nicht reich, aber glücklich macht die Maskenherstellung unsere Integro-Absolventin Sughra H. aus einer Provinz im Südwesten von Afghanistan. Sie durfte vor eineinhalb Jahren endlich das Land verlassen und in die Schweiz reisen, nachdem sie 8 Jahre auf die nötigen Ausreisepapiere warten musste. Ihr Ehemann ist seit vielen Jahren in der Schweiz und trotzdem mussten die beiden so lange warten – die Mühlen der Bürokratie mahlen sehr langsam in Afghanistan. All das möchte Sugrah H. nun hinter sich lassen, deshalb besucht sie einen Deutschkurs am bzi, um später im Arbeitsmarkt besser integriert werden zu können. Diese Semesterkurse werden seit Ende Januar 2017 am Bildungszentrum Interlaken angeboten.


Sugrah H. begutachtet ihre Näharbeit


Bereits in ihrer Jugend nähte Sugrah H. Kleider für die ganze Familie mit Stoff und Materialien aus Ghazni, einer Stadt im Südwesten von Afghanistan, die im Jahr 2004 zur «islamischen Kulturhauptstadt» ernannt wurde. Nun stellt die werdende Mutter auf Bestellung individuelle Masken her. Im Sprachkurs am bzi wurde das «Maskennähen» sogar als Workshop für die anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer angeboten.


Fleissige Näherinnen und Näher im Integro-Sprachkurs am bzi


Auf die Frage, ob sie einen speziellen Stoff verwendet, meint die geschickte Näherin: «Ja, es ist ein spezieller Stoff, der die Viren nicht eindringen lässt. Er kommt aus einem Spezialgeschäft. Dieser Stoff schützt besser als ein normaler Baumwollstoff, da er mit einer speziellen Viroblock-Technologie aus der Schweiz ausgerüstet wurde».


Dem Traum ein Stück näher

Vor zwei Tagen hat Sughra H. ihr verdientes Testat aus dem «Integro-Kurs» erhalten. Dieses bestätigt ihr Deutschkenntnisse auf dem Sprachniveau A1 gemäss dem gemeinsamen europäischen Referenzrahmen (GER). «Dieses Sprachangebot ergänzt unsere Weiterbildungspalette optimal», so der Rektor vom bzi, Ernst Meier «und es ist wichtig, dass wir als Berufsfachschule auch im Bereich Integration und Migration das Bindeglied zwischen Mensch, Beruf und Wirtschaft sind», ergänzt er weiter.


Wie geht es nun weiter? «Ich habe bereits 32 Masken auf Bestellung genäht. Nun darf ich für eine ganze 1. Klasse Stoffhüllen für Sandkissen nähen», erzählt die sympathische Afghanin und ihre Augen strahlen, als wir ihr zu ihrem Erfolg gratulieren und ihr zur bevorstehenden Geburt alles Gute wünschen.





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