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Erlebnisreiche erste Woche

Die Aufregung kam bei mir erst so richtig hoch, als ich am Montagmorgen mit einem ziemlich grossen Koffer, meinem Schulrucksack und einer Handtasche in Thun am Bahnhof stand und auf den Zug wartete. Die Fahrt nach Lüneburg verlief nicht ganz ohne Komplikationen, was sich erstmals in Basel zeigte, als unser ICE einfach ausfiel. Wir setzten uns also eine Stunde lang in ein Café, bis unsere nächste Verbindung in den Bahnhof einfuhr. Glücklicherweise war das ein Direktzug bis nach Hamburg. Mit zwei Stunden Verspätung und ziemlich müde sind wir dann in Lüneburg angekommen und wurden sehr herzlich begrüsst. Christian, mein deutscher Austauschpartner hat mir erstmal ein Bier in die Hand gedrückt und meinte: «Hier jetzt kriegst du auch mal ein gutes Bier». Zuhause angekommen gab es erst mal Abendbrot, und obwohl ich zuvor in Hamburg schon eine Kleinigkeit gefuttert - und deswegen eigentlich auch keinen Hunger mehr hatte – habe ich trotzdem von den Schweinemedaillons probiert. Da sie so gut waren habe ich mich an dem Abend komplett überessen.

Am Dienstagmorgen sind wir erstmals zur Arbeit gefahren. Mein erster Eindruck von der Firma und seinen Arbeitskollegen war zuerst nicht so gut, weil sie uns kaum begrüssten. Dieses Gefühl legte sich aber rasch, ausserdem war ich ja von Chris schon gewöhnt, dass es teilweise etwas an Begeisterung mangelt. Auf der Arbeit wurde schnell klar, dass hier ganz viele Dinge ganz anders gemacht werden als in der Schweiz. Zum Beispiel werden hier keine Rohre verlegt, sondern die Kabel gleich direkt in die Wand gegipst. Nach Feierabend haben wir uns mit ein paar aus der Austauschgruppe getroffen und uns über den ersten Arbeitstag und die Eindrücke unterhalten.

Am Mittwoch arbeiteten wir auf einem Neubau. Christian und ich haben in vier Zimmern den Rohbau vorbereitet, also gesenkt, geschlitzt und gestemmt. Nach uns verlegten dann zwei Arbeitskollegen aus dem Austauschbetrieb die Kabel. Es hat den ganzen Tag durch immer wieder ein bisschen geregnet war aber dennoch verhältnismässig schön. Ausserdem hat das nicht wirklich gestört, denn wir waren ja sowieso drinnen. Nach der Arbeit fand ein Willkommensessen in Lüneburg statt. Das Restaurant Mälzer verfügt über eine eigene Brauerei und ist sehr bekannt in der Stadt. Das Bier schmeckt wirklich gut. Einige sind danach noch weiter aber mein Pendant und ich waren ziemlich müde, da wir an dem Tag auch einiges geleistet hatten, aus dem Grund fuhr uns dann sein Vater Nachhause.

Am nächsten Tag fuhren wir auf den Kreideberg, auf dem die Berufsschule, die Georg-Sonnin-Schule steht. Das wir auf einem «Berg» waren haben wir aber erst gemerkt als wir nach der Schule mit den Fahrrädern in die Stadt fuhren und von der Schule zur Strasse nicht strampeln mussten. Wir haben uns danach Lüneburg ein wenig bei Tageslicht angesehen, da es nach dem Arbeiten immer sehr schnell schon dunkel ist. Später am Abend waren wir noch in der «L’Osteria» essen. Dort gabs riesige Pizzen und wir waren danach alle zusammen erneut sehr voll und müde.


Am Freitag arbeiteten wir nur bis 13:00 Uhr, die Gesellen hatten dann alle schon Feierabend. Wir Lehrlinge haben dann bis 14:15 Uhr das Lager aufgeräumt und versucht alles auf Vordermann zu bringen. Danach fuhren Christian und ich ziemlich schnell Nachhause, weil wir danach im örtlichen Hallenbad abgemacht hatten. Ich sträubte mich zwar erst, aber es hat Nichts gebracht. So kam es, dass wir alle zusammen in einem Shoppingcenter standen und einen Bikini suchten, weil ich keinen mitgenommen hatte. Nachdem ich dann fündig wurde, spazierten wir alle zusammen zur Salztherme Lüneburg. Nach dem Baden liessen wir den Abend wieder in der Stadt ausklingen.


Am Samstag fuhren wir, also alle Austauschlernenden, gemeinsam nach Hamburg. Erst schlenderten wir durch die Stadt. Ich wollte mir unbedingt noch die Elbphilharmonie ansehen, leider konnte man nur mit geführten Touren durch die Konzerthallen, und die waren alle längst ausgebucht. Also stiegen wir nur hoch, liefen dann ums Gebäude herum und sahen uns von dort aus den Hafen und das restliche Hamburg von oben an. Am Abend schlenderten wir dann auf der berüchtigten Reeperbahn herum. Ich konnte endlich den Pennymarkt besuchen und war deswegen überglücklich. Die ganze Strasse sieht schon cool aus mit den ganzen Lichtern in der Nacht. Es ist aber auch ziemlich traurig, weil viele Menschen auf der Strasse leben und gerade bei diesen Temperaturen ist das nur schwer vorstellbar. Ausserdem wimmelt es im Kiez auch von Etablissements und man fragt sich dann schon wie viele Frauen dort wirklich aus eigenem Willen anschaffen gehen und das hat mich sehr beschäftigt.

Enige der Austauschschüler waren dann schon früh müde und angeschlagen und sind dann früher nach Lüneburg zurückgefahren. Wir andern sind noch länger auf dem Kiez geblieben und haben einige Kneipen abgeklappert und waren am Ende noch in einem Club.


Am Sonntag haben wir viel geschlafen, da wir erst sehr spät bzw. sehr früh am Morgen zurückgekommen sind. Die erste Woche war sehr interessant und abwechslungsreich. Nun hoffe ich auf etwas schöneres Wetter und freue ich mich auf die nächsten zwei Wochen in dieser wunderschönen Gegend.


Maria Gyger, Lernende Elektroinstallateurin EFZ, Ausbildungsbetrieb Alpin Elektro Schönried


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