Skulpturen in Wilderswil setzen ein Zeichen für kulturelle Teilhabe und Partizipation. Insgesamt 40 Lernende des Bildungszentrums Interlaken bzi, die sich in der Ausbildung zur Fachfrau resp. zum Fachmann Gesundheit (FAGE) EFZ befinden, haben unter der Leitung des Gegenwartskünstler Frantiček Klossner an der Gestaltung des neuen Nationalstrassenkreisel in Wilderswil mitgewirkt.
Entstanden sind vier grosse Eisenplastiken im Lasercut-Verfahren, die explizit für das Auge des «bewegten» Betrachters konzipiert wurden. Beim Umkreisen der Skulpturen entsteht ein faszinierender Tanz der Silhouetten. Hell-Dunkel-Konturen überlagern sich in einem Spiel von Transparenz und Ornamentik. Durch die Technik des Laser Cuttings und die detailreiche Bildsprache, verweisen die Skulpturen auch auf die im Berner Oberland stark verwurzelte Volkskunst des Scherenschnitts.
Ornamentik der menschlichen Anantomie
Ausgangspunkt für die Entwicklung der filigranen Bildelemente war für jungen angehenden Fachkräfte die Anatomie des menschlichen Körpers. Aus detaillierten, wissenschaftlich-medizinischen Darstellungen wurden abstrakte Ornamente und Schattenrisse entwickelt, die nun im Zusammenspiel von repetitiver Spiegelung und Überlagerung sowohl skulptural wie auch visuell faszinieren.
Nina Kollöffel und Chiara Zaugg waren beide Projektteilnehmerinnen und haben mit ihren Skulpturen einen wichtigen Teil zur Individualität des Gesamteindruckes beigetragen. Auf die Fragen, was besonders gefallen hat an diesem Projekt, meinte Nina Kollöffel: «Ich konnte auf eine schöne Weise erkennen, dass Kunst keine Grenzen hat und sie alle Menschen mit anderen Augen sehen und sich darin entfalten können». Praktisch sieht es Chiara Zaugg, die 19-jährige Fachfrau Gesundheit. Sie hat Kunst mit Lernen verbunden und sagt: «Ich habe mich vertieft damit auseinandergesetzt welche Faser, Struktur, Organ usw. bildnerisch schön dargestellt werden kann. Somit habe ich viele meiner Fachkundebücher durchstöbert und repetiert».
«Die vier Skulpturen, bestehend aus der überraschenden Formensprache der menschlichen Anatomie, lassen deutlich erkennen, dass theoretisches Wissen aus der Berufsausbildung auch in sehr sinnlicher Weise vermittelt und individuell neu erfahrbar gemacht werden kann», sagt die zuständige Lehrperson, Urs Schürch. «Im Zusammenwirken der insgesamt 40 Künstlerinnen und Künstlern, ist hier ein äusserst spannendes Werk entstanden, das auch exemplarisch ein Zeichen setzt für die kulturelle Teilhabe und Partizipation in unserer Region».
Ernst Meier, Rektor des bzi freut sich indessen auf die Einweihung und Eröffnung des Nationalstrassenkreisels in Wilderswil am 19. September und ist gespannt, wie das Kunstwerk als Gesamtheit wirkt. «Fachkundliche Themen unter dem Aspekt Kunst zu betrachten, eröffnet neue Zugänge, einerseits zur Kunst und anderseits auch zu den Fachinhalten. Diesen Bezug so prominent im öffentlichen Raum präsentieren zu dürfen ist eine grosse Freude für uns.»